Genossenschaftliches Bauen in Ingolstadt

Stadtratsbeschluss zum "Dritten Weg" nach Münchner Vorbild

wagnis 1 mit den Häusern "Rigoletto", "Rialto" und "10Vorne"
wagnis 1 mit den Häusern "Rigoletto", "Rialto" und "10Vorne"

Der Stadtrat von Ingolstadt hat 2017 die Weichen gestellt, um genossenschaftliches Wohnen und Bauen zu fördern. Vorbild ist ein Projekt in München. Die Details.

Die Wohnbaugenossenschaft wagnis eG München wurde am 4. Juli 2000 gegründet und hat inzwischen 390 Wohnungen fertig gestellt. Der Zweck der Genossenschaft (ca. 1.600 Mitglieder im April 2017) ist laut Internetauftritt „die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine sozial und ökologische verantwortbare und sichere Wohnungsversorgung“. Dabei sollen Wohnbaugenossenschaften einen “Dritten Weg” zwischen den traditionellen Lösungen Eigentum und Miete darstellen. Die Mitglieder einer Genossenschaft sind “Mieter im eigenen Haus”, sie haben lebenslanges Wohnrecht und können ihrerseits die Wohnungen kündigen. Die Nutzungsgebühren sollen demnach wirtschaftlich angemessen und auf Dauer billiger als Mieten sein.

Die Initiative macht Schule: Der Stadtrat von Ingolstadt hat 2017 auf Antrag der FDP die Weichen gestellt, um auch in der oberbayerischen Donau-Großstadt genossenschaftliches Wohnen und Bauen zu fördern. „Die Verwaltung möge die Vergaberichtlinien beim Verkauf von Grundstücken, die für die Bebauung mehrgeschossiger Bauten vorgesehen sind, den Richtlinien für Einfamilienhäuser in der Weise angleichen, dass auch bei mehrgeschossigen Bauten soziale Aspekte berücksichtigt werden können“, so der Antrag von Stadtrat Karl Ettinger. Und: „Die Verwaltung möge darüber hinaus Vorschläge machen, genossenschaftliches Wohnen zu fördern, ohne dabei den Wettbewerb zu verzerren.“

Seine Begründung: „Bei der Vergabe von Grundstücken für die Bebauung mit Einfamilienhäusern können nach bisheriger Praxis soziale Aspekte berücksichtigt werden, während Grundstücke für mehrgeschossige Bauten im Moment ausschließlich durch Bieterverfahren vergeben werden. Genossenschaftliches Bauen ist eine gute Möglichkeit, Wohnraum zu schaffen – insbesondere ermöglicht es, auch sozial schwachen Bürgern, Wohneigentum zu erwerben und in einem intensiven Nachbarschaftsverhältnis zu leben. Diese Form des Wohnens fördert einerseits private Investitionen in Grund und Boden und sorgt andererseits für generationsübergreifende soziale Stabilität. Da genossenschaftliches Bauen überwiegend in mehrgeschossiger Bauweise erfolgt, würde diese Maßnahme genossenschaftliches Bauen ermöglichen.“

Im Stadtrat erklärte sich Ettinger damit einverstanden, dass genossenschaftlicher Wohnungsbau nur im Bereich des sozialen Wohnungsbaus gefördert werde. Einstimmig wurde das Liegenschaftsamt in Ingolstadt beauftragt, unter Einbeziehung des Stadtplanungsamtes nach geeigneten Grundstücken hierfür Ausschau zu halten. Sollte es gelingen, ein Grundstück in der entsprechend notwendigen Größenordnung (4.000 bis 5.000 Quadratmeter), welches auch die planungsrechtlichen Voraussetzung erfüllt, ausfindig zu machen, sei weiter zu prüfen, ob dieses Grundstück einer neu zu gründenden Genossenschaft nicht auf dem Weg des Erbbaurechts zur Verfügung gestellt werden könne. Dies würde zur Finanzierungserleichterung der Genossenschaft beitragen.

 

Foto: Wohnbaugenossenschaft wagnis eG

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