Mehr Fahrgäste bei der INVG

Situationsanalyse 2017 mit Empfehlungen für optimierten ÖPNV

Partner des ÖPNV: Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel (r.) und Audi-Werkleiter Albert Mayer
Partner des ÖPNV: Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel (r.) und Audi-Werkleiter Albert Mayer

Die Zahl der Fahrgäste der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft ist auf über 55.300 Personen pro Tag angestiegen. Weitere Ergebnisse der Situationsanalyse 2017 werden demnächst im INVG-Aufsichtsrat besprochen.

Die Situationsanalyse 2017 vom Ingenieurbüro gevas humberg & partner wird am Freitag, 14. Juli 2017, im Mittelpunkt der Sitzung des INVG-Aufsichtsrats stehen. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse vorab:

Insgesamt wurden im Februar / März im Verbundgebiet der INVG montags bis freitags pro Tag über 55.300 Fahrgäste gezählt, wovon knapp 48.800 Fahrgäste im Stadtgebiet von Ingolstadt einstiegen. Hierin enthalten sind aber auch solche Fahrgäste, die das Ziel ihrer Fahrt außerhalb von Ingolstadt haben.

Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich, dass sich der Fahrgastzuwachs, wie schon im Vorjahr, ganz überwiegend auf Fahrten innerhalb der Stadt Ingolstadt konzentriert (+2,8%), während Fahrten, die Quelle oder Ziel in Umlandgemeinden haben, eine insgesamt nur leicht zunehmende Nachfrage aufweisen (+0,3%). Es ergibt sich die Verteilung, dass 81% aller Fahrgäste Quelle und Ziel ihrer Fahrt innerhalb der Stadt Ingolstadt haben, dagegen 19% der Fahrten die Umlandgemeinden betreffen.

Die vorliegende Situationsanalyse schreibt vor diesem Hintergrund die Nachfrageentwicklung bis zum März 2017 fort. Dabei werden auch die Auswirkungen der Fahrplanänderungen analysiert, die seit den letzten Zählungen im März 2016 umgesetzt wurden. Grundlegende Angebotsänderungen sind seit März 2016 nicht erfolgt. Im Verlauf des vergangenen Jahres wurden aber mehrfach kleinere Fahrplananpassungen bei verschiedenen Linien im Minutenbereich durchgeführt, insbesondere im Schülerverkehr.

Nachfolgende Angebotsänderungen gingen über derartige kleine Fahrplananpassungen hinaus:

  1. September 2016: mehrere schulbedingte Fahrplanänderungen, u.a. zusätzliche Fahrten der Linien 50 und 60 nach der 10. Schulstunde vom Gymnasium Gaimersheim
  1. November 2016: neben kleineren Fahrplananpassungen vor allem Änderungen der Bedienung des Audi-Werkes durch zusätzliche Direktfahrten durch das Werksgelände
  •  direkte Linienführung der Linie 11 am Morgen und am Nachmittag direkt durch das Werksgelände zur/von der Haltestelle Audi Tor 9/TE, dadurch Wegfall der Linie 111 und des damit verbundenen Umsteigezwangs
  • direkte Führung der Linien S7 und S8 durch das Werksgelände mit Bedienung der werksinternen Haltestellen N56/Tor 7, T35/23 und T41
  • zusätzliche Frühfahrt um 6:30 Uhr der Linie X12 und neue werksinterne Haltestelle N60F
  1. Januar 2017: mehrere zeitliche Anpassungen bestehender Fahrten, neue Haltestelle „brunnwiesen“ zwischen Gaimersheim und Lippertshofen; Anpassungen auf den Linien 9221 und 9226 am 16. Januar 2017
  1. März 2017: u.a. zusätzliche morgendliche Fahrt der Linie 20 ab Ingolstadt Village zur Haltestelle Gutenbergstraße zur Anbindung des Asylbewerberheims in der Marie-CurieStraße

Insgesamt wurden im Februar / März im Verbundgebiet der INVG montags bis freitags pro Tag über 55.300 Fahrgäste gezählt, wovon knapp 48.800 Fahrgäste im Stadtgebiet von Ingolstadt einstiegen. Hierin enthalten sind aber auch solche Fahrgäste, die das Ziel ihrer Fahrt außerhalb von Ingolstadt haben.

Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich, dass sich der Fahrgastzuwachs, wie schon im Vorjahr, ganz überwiegend auf Fahrten innerhalb der Stadt Ingolstadt konzentriert (+2,8%), während Fahrten, die Quelle oder Ziel in Umlandgemeinden haben, eine insgesamt nur leicht zunehmende Nachfrage aufweisen (+0,3%). Es ergibt sich die Verteilung, dass 81% aller Fahrgäste Quelle und Ziel ihrer Fahrt innerhalb der Stadt Ingolstadt haben, dagegen 19% der Fahrten die Umlandgemeinden betreffen.

Die weitaus höchsten Einsteigerzahlen treten, wie auch in allen Vorjahren, mit 11.261 Einsteigern (20,4% des Tageswertes) in der Stunde zwischen 7.00 und 8.00 Uhr auf, die durch die Überlagerung von Schüler- und Berufsverkehr gekennzeichnet ist. Die Mittagsspitze (Schülerverkehr) zwischen 13.00 und 14.00 Uhr folgt mit 7.040 Einsteigern. Im Vergleich zum Vorjahr ist auffallend, dass im Bereich der Morgenspitze (07 – 09 Uhr) ein spürbarer Fahrgastrückgang festgestellt wurde (-365 Einsteiger, -2,6%), während in den übrigen Zeitbereichen fast durchweg Nachfragesteigerungen eingetreten sind. Die stärksten Fahrgastgewinne betreffen den Nachmittag (14 – 19 Uhr, insbesondere die Stunde 17 – 18 Uhr) mit 854 Einsteigern mehr als 2016 (+5,1%). Auch mittags (Stunde 11 – 12 Uhr, +139 Einsteiger, +6,8%) und abends (20 – 22 Uhr, +169 Einsteiger, +13,1%) haben sich deutliche Fahrgastgewinne ergeben.

Im Stadtgebiet von Ingolstadt wurden knapp 48.774 Einsteiger pro Tag gezählt. Gegenüber dem Vorjahr ergibt sich hieraus ein erheblicher Zuwachs um 2,6% (+1.224 Einsteiger). Die Einsteigerzahlen in den Umlandgemeinden sind unverändert geblieben (insgesamt -7 Einsteiger). Bei dieser Berechnung wurden alle Einsteiger je Gemeinde berücksichtigt, woraus sich Unterschiede zu der in Tabelle 4 dargestellten Entwicklung des Binnenverkehrs in Ingolstadt bzw. des Verkehrs mit Quelle und/oder Ziel außerhalb Ingolstadts ergeben. Aus diesen Unterschieden kann gefolgert werden, dass die Nachfrage innerhalb der Umlandgemeinden unverändert geblieben ist bzw. leicht rückläufig war, während im Stadt-Umland-Verkehr eine ähnlich positive bzw. sogar etwas positivere Entwicklung eingetreten ist, wie bei Fahrten innerhalb Ingolstadts.

Im Vergleich zum Vorjahr (s. Tabelle 11) zeigt sich am Wochenende eine unterschiedliche Fahrgastentwicklung: samstags ist die Nachfrage deutlich um 8,0% gegenüber 2016 gestiegen (vergleichbar zur Samstags-Entwicklung 2015 – 2016 von +7,2%), sonntags ist die Nachfrage mit +2,7% dagegen gestiegen (zwischen 2015 und 2016 war allerdings sogar ein Abnahme um -0,5% zu verzeichnen).

Empfehlungen zum Jahresfahrplan 2018

Das Liniennetz und Fahrtenangebot der INVG wurde in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Ein besonderer Schwerpunkt war dabei der Berufsverkehr, wobei insbesondere durch zahlreiche Maßnahmen die Anbindung des Audi-Werkes verbessert wurde, zuletzt im November 2016 durch die direkte Werksdurchfahrt bzw. -bedienung der Linien 11, S7 und S8. Neben Fahrplanmaßnahmen haben auch Verbesserungsmaßnahmen im Bereich der Infrastruktur zur Attraktivitätserhöhung des gesamten ÖPNV-Systems beigetragen. Dies betrifft nicht nur die laufende Modernisierung der Fahrzeugflotte, sondern auch die deutlich erweiterten Informationsmöglichkeiten in Echtzeit (u.a. DFI-Anzeigen an zahlreichen Haltestellen) auf Grundlage der Inbetriebnahme des Rechnergestützten Betriebsleitsystems.

Mit Hilfe dieser Maßnahmen gelang es, seit 2007 eine nahezu kontinuierlich positive Fahrgastentwicklung zu erreichen: 2017 wurden über 9.000 tägliche Fahrgäste mehr als 2007 gezählt, dies entspricht einem Fahrgastzuwachs von nahezu 20%. Obwohl die Stadt Ingolstadt auch ein sehr starkes Einwohnerwachstum von knapp 11% in diesem Zeitraum aufweist, übertrifft die ÖPNV-Nachfrageentwicklung die Einwohnerentwicklung somit deutlich.

Vor diesem Hintergrund sollte grundsätzlich der erfolgreich eingeschlagene Weg weiterverfolgt werden, der durch eine Mischung aus gezielten Verbesserungen des Fahrplanangebotes und laufenden Modernisierungen der Infrastruktur charakterisiert ist. Bei künftigen Maßnahmen ist davon auszugehen, dass wie zuletzt nicht ein „großer“ Fahrplanwechsel im Jahr stattfindet, sondern anlassbezogen, ggf. über das Jahr verteilt eine sukzessive Maßnahmenumsetzung erfolgt, u.a. um durch den längeren Planungsvorlauf eine noch effizientere betriebliche Umsetzung der Maßnahmen zu ermöglichen. Der Umfang der Maßnahmen und der Zeitpunkt ihrer Umsetzung hängen auch weiterhin maßgeblich von den konkreten wirtschaftlichen Randbedingungen ab.

Weiterhin ist im Jahr 2017 zu beachten, dass alle Maßnahmen mit der in Vorbereitung befindlichen Vorabbekanntmachung für eine Direktvergabe an die Stadtbus Ingolstadt GmbH abgestimmt sein müssen. Vor diesem Hintergrund wird nachfolgend auch kein umfangreiches Maßnahmenpaket vorgeschlagen, sondern es werden im Wesentlichen Handlungsschwerpunkte für die Zukunft benannt, deren Umsetzungszeitpunkt von der Entwicklung der benannten Randbedingungen abhängt.

Ein Handlungsschwerpunkt ist weiterhin die kontinuierliche Verbesserung der infrastrukturellen Randbedingungen, insbesondere die Einrichtung von DFI-Anzeigern (Dynamisches Fahrgastinformationssystem) mit Echtzeitinformationen. Im Hinblick auf die Inbetriebnahme des Audi-Bahnhaltes im Jahr 2019 ist ein wichtiger Handlungsschwerpunkt, notwendige Anpassungen im Busnetz vorzunehmen und insbesondere in Zusammenarbeit mit den umgebenden Landkreisen ein Buszubringersystem zu relevanten Bahnhalten in der Region einzurichten. Weiterhin sollte bei der Linie 40 in Abstimmung mit dem Markt Kösching eine Optimierung der Linienführung mit der Zielsetzung angestrebt werden, die bestehende Schleifenfahrt aufzulösen.

Die angestrebte Anwendung des INVG-Verbundtarifes in der gesamten Region Ingolstadt (auch im Regionalbusverkehr) steht unmittelbar und sollte möglichst kurzfristig vollständig umgesetzt werden. Die Weiterentwicklung des Liniennetzes und des Angebotsumfangs ist eine ständige Aufgabe zur Verbesserung des ÖPNV-Angebotes. Insbesondere bei einer Veränderung der für den ÖPNV wichtigen Randbedingungen (z.B. Neubaugebiete, neue Straßenverbindungen, sonstiger infrastruktureller Ausbau) sollten die daraus erwachsenden Möglichkeiten für sinnvolle Netzergänzungen kontinuierlich geprüft werden.

Konkret zu nennen ist derzeit das Neubaugebiet Friedrichshofen II, das eine adäquate ÖPNV-Erschließung erhalten sollte. Im Hinblick auf die Weiterentwicklung des Angebotsumfangs wird im Verkehrsentwicklungsplan und im Nahverkehrsplan die bedarfsgerechte Entwicklung des ÖV-Angebotes als kurzfristige Maßnahmen bzw. Schlüsselmaßnahme definiert. Weiter wird im Nahverkehrsplan das Erreichen der Grenzwerte der Taktdichte werktags in der Haupt- und Normalverkehrszeit (in der Kernstadt 15-min-Takt) als Maßnahme erster Priorität benannt. Auch hier hängt der Zeitpunkt der Umsetzung maßgeblich von den oben genannten wirtschaftlichen Restriktionen.

Der ÖPNV in Ingolstadt wird von der Ingolstädter Verkehrsgesellschaft (INVG) betrieben, die das im November 1987 neu eingeführte Liniennetz stets weiterentwickelte. Um die damit verbundene Nachfrageentwicklung zu erfassen und um diese bewerten zu können, wurden seither jährlich im Frühjahr Fahrgasterhebungen durchgeführt, verbunden mit einer Analyse der Ergebnisse. Insgesamt stieg die Fahrgastnachfrage bis zum Jahr 2000 kontinuierlich – von knapp 19.000 Fahrgästen/Tag im Jahr 1988 auf über 55.000 Fahrgäste/Tag im Jahr 2000. Aufgrund einer veränderten Innenstadtbedienung kam es danach erstmals zu Fahrgastrückgängen. Nach leichten Fahrgastanstiegen bis 2004 musste aus wirtschaftlichen Gründen zum Fahrplanjahr 2005 eine erhebliche Angebotsreduzierung sowie eine deutliche Tariferhöhung vorgenommen werden. Dies führte in der Folge zu einem starken Rückgang der Fahrgastnachfrage bis zum Jahr 2007 auf nur noch gut 46.000 tägliche Fahrgäste. Seit 2008 ist die Nachfrage wieder weitgehend kontinuierlich gestiegen. Im Vorjahr wurden 54.077 Fahrgäste pro Tag gezählt.

 

Fotos: Audi / Visualisierung: gevas humberg & partner / immonews.IN

 

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