Tiny-Häuser benötigen Baugenehmigung

Aktuelles Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg

Gute Dämmung macht Mikro- und Kleinsthäuser energieeffizienter
Gute Dämmung macht Mikro- und Kleinsthäuser energieeffizienter

Tiny-Häuser sind bauliche Anlagen und benötigen eine Baugenehmigung, auch wenn sie mobil sind. Ein aktuelles Urteil.

Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hat nun entschieden, dass die Errichtung von mobilen Mikro- und Kleinsthäusern genehmig werden muss (AZ OVG 2 S 23/21). In dem Beschluss des OVG wird unter anderem erläutert: „§ 2 Abs. 1 Satz 1 BbgBO bestimmt, dass bauliche Anlagen mit dem Erdboden verbundene, aus Bauprodukten hergestellte Anlagen sind, wobei eine Verbindung mit dem Boden auch dann besteht, wenn die Anlage durch eigene Schwere auf dem Boden ruht oder auf ortsfesten Bahnen begrenzt beweglich ist oder wenn die Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt ist, überwiegend ortsfest benutzt zu werden. Angesichts dieser Legaldefinition gehen die wiedergegebenen Einwände des Antragstellers zur mangelnden „Ortsfestigkeit“ der Tiny-Häuser schon deshalb fehl, weil es ausreicht, wenn eine Anlage nach ihrem Verwendungszweck dazu bestimmt ist, überwiegend ortsfest benutzt zu werden. Das kann auch bei beweglichen Anlagen der Fall sein.”

immonews.IN, der Nachrichtendienst für Immobilienpreise und Mieten im Großraum Ingolstadt, zitiert zudem aus einer Pressemitteilung des FMI Fachverband Mineralwolleindustrie e.V. Darin wird erläutert, wie gute Dämmung Tiny Houses energieeffizienter macht. Demnach verbrauchen Bau und Nutzung eines solchen Minihauses dank der kleinen Grundfläche weit weniger Energie als beispielsweise ein 120 Quadratmeter großes Einfamilienhaus. Dennoch bietet eine effiziente Wärmedämmung neben dem passenden Heizsystem ein großes Energieeinspar-Potenzial, da die Fläche von Dach und Außenwänden im Verhältnis zur Wohnfläche größer ist.

Bei ganzjährig bewohnten Tiny Houses ist vor allem der Kälte- und Hitzeschutz ein wichtiges Thema. Gut für die Wärmedämmung eignet sich zum Beispiel Mineralwolle, also Stein- und Glaswolle. Die Wirkung der Dämmung kann bereits im Vorhinein genau berechnet werden und ermöglicht dadurch Planungssicherheit. Wichtige Grundlagen zur Berechnung sind der Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) eines Bauteils und die Wärmeleitfähigkeit der verwendeten Baustoffe. Mineralwolle ermöglicht mit Wärmeleitfähigkeiten zwischen 0,032 und 0,043 W/(mK) niedrigste U-Werte der Bauteile und eignet sich deswegen besonders gut zur energieeffizienten Dämmung.

Dank der elastischen, offenporigen Struktur der Mineralwolle verbessert diese auch gleich den Schallschutz. Außerdem kann sie problemlos verarbeitet werden. Produkte aus Glas- und Steinwolle lassen sich beispielsweise mit einem Dämmstoffmesser oder Cutter leicht zuschneiden und ermöglichen somit eine passgenaue Verarbeitung an Boden, Wand und Dach.

Ähnlich wie bei einem Haus üblicher Größe geht auch beim Tiny House viel Heizenergie über das Dach und die Wände verloren, doch die Lösung ist naheliegend: Da die meisten Tiny Houses in Holzständerbauweise errichtet werden, kann die Mineralwolldämmung einfach zwischen den Holzständern eingebaut werden.

Ein Minihaus besitzt nur selten einen Dachboden, deshalb muss direkt das Dach gedämmt werden. Soll das Tiny House noch dazu mobil sein, muss das Dach gleichzeitig stabil und so leicht wie möglich sein. Bei der Dachdämmung eines solchen Häuschens empfiehlt sich daher eine Zwischensparrendämmung. Bevor das Dach mit Ziegeln oder anderem Material gedeckt wird, erfolgt hier die Dämmung zwischen den Dachsparren. Dazu wird die Mineralwolle mit einem kleinen Übermaß zugeschnitten und zwischen die Dachsparren geklemmt.

Nicht zu vergessen die raumseitige Dampfbremse, die verhindert, dass warme Luft aus dem Wohnraum in die Dämmung gelangt und sich Tauwasser bildet. Besondere Funktionssicherheit bieten Dampfbremsen, die ihre Wasserdampfdurchlässigkeit den Bedingungen in der Umgebung anpassen können. Diese ermöglichen zum Beispiel in den Sommermonaten ein Austrocknen des konstruktiven Bauholzes des Dachs auch nach innen.

 

Foto: FMI Fachverband Mineralwolleindustrie e.V./ Dieter Puhane, Tiny House Rheinau