„Zenit bei Mieten erreicht“

Finanzbürgermeister Wittmann über Ingolstadts Immobilienmarkt

Bürgermeister Albert Wittmann
Bürgermeister Albert Wittmann

Kühlt der überhitzte Immobilienmarkt in Ingolstadt langsam ab? Ingolstadts Finanzbürgermeister Albert Wittmann geht im Interview mit immonews.IN von einer Konsolidierung mit stagnierenden Mieten und wachsendem Angebot aus. Auch die Grundstückspreise sollen den Zenit erreicht haben. Preissteigerungen sind bei Kaufobjekten noch möglich.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Markt für Wohnimmobilien in Ingolstadt entwickelt?

Albert Wittmann: Die Nachfrage nach Mietwohnungen bleibt hoch, aber es gibt keine Wohnungsnot in Ingolstadt. Ich gehe vielmehr von einer Konsolidierung aus: Noch vor Monaten war das Angebot bei Online-Immobilienbörsen sehr klein. Inzwischen werden online über 100 Mietobjekte angeboten. Unter anderem machen sich die Entwicklungen bei Audi langsam, aber nachhaltig bemerkbar. Und die Stadt hat ein umfangreiches Bauprogramm für die GWG aufgelegt und baut bis 2020 mehr als 1.600 Wohnungen. Das ziehen wir so auch durch.

Welche weiteren Lösungen sind sinnvoll?

Albert Wittmann: Ich plädiere für den Bau von Hochhäusern wie zum Beispiel im neuen Baugebiet in Etting. Das ist ein effektives Mittel gegen die Wohnungsknappheit. Aber natürlich gibt es immer Widerstände. Der Hahnenhof in der Harderstraße zum Beispiel hätte meiner Meinung nach ein bis zwei Stockwerke höher werden können. Generell ist das Projekt jedoch ein hervorragendes Beispiel für modernes Wohnen mitten in der Altstadt.

Welchen Einfluss hat das wachsende Angebot auf die Konditionen?

Albert Wittmann: Der Druck auf die Mieten steigt. Nach meinen Beobachtungen ist hier der Zenit erreicht. Auch die Grundstückspreise in Ingolstadt stagnieren auf hohem Niveau. Die Preise für Kaufobjekte bleiben allerdings hoch. Wer zu Höchstpreisen verkaufen will, sollte das also nicht erst in zwei Jahren tun. Allerdings wollen die meisten Eigentümer nicht verkaufen, da es wegen der niedrigen Zinsen keine anderen, attraktiven Anlageformen gibt.

Mit welchen Herausforderungen kämpfen Sie derzeit im Liegenschaftsamt?

Albert Wittmann: Der Grunderwerb ist sehr wichtig für Ingolstadt. 2015 und 2016 haben wir so viel gekauft wie nie zuvor. Und die Stadt investiert auch weiterhin sehr viel Geld in den Kauf von Grundstücken. Im Schnitt sind dafür in den kommenden Jahren je 40 Mio. Euro vorgesehen, denn wir kaufen alles, was uns zu einem angemessenen Preis angeboten wird. Allerdings ist bereits der Grunderwerb für die Stadt sehr schwierig: Es gibt kaum Tauschland, was für die Landwirte ein sehr wichtiger Aspekt ist. Einfacher ist der Kauf von Grund bei Erbengemeinschaften, die allerdings nicht immer über zusammenhängende Flächen verfügen.

Wie haben sich die Marktwerte im Grunderwerb entwickelt?

Albert Wittmann: In den vergangenen drei bis vier Jahren sind die Preise für Ackerland um 20 Prozent gestiegen. Je nach Lage werden bis zu 25 Euro pro Quadratmeter verlangt. Auch die Preise für bevorzugtes Bauerwartungsland haben sich in den letzten Jahren um rund ein Drittel stark erhöht. Basis für diese Preise sind ausschließlich die offiziellen Gutachten. Aber es gibt kaum verfügbare Grundstücke. Wir stoßen immer mehr an unsere Grenzen.

Befürchten Sie nicht ein Überangebot, wenn sich die Audi-Krise ausweitet?

Albert Wittmann: Das Risiko ist überschaubar: Eine stark wachsende Stadt kann gar nicht genug Grund besitzen. Grunderwerb ist für uns existentiell.

Foto: Stadt Ingolstadt

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