Azubis in Ingolstadt gesucht

Fachkräftelücke wächst weiter

Auch Dachdeckermeisterin Caroline P. findet keine Beschäftigten.
Auch Dachdeckermeisterin Caroline P. findet keine Beschäftigten.

Ingolstadts Betriebe suchen Azubis. Im Sommer 2022 sind viele Ausbildungsplätze unbesetzt.

Die Unternehmen aus Industrie, Handel und Dienstleistungen in Ingolstadt kämpfen auch heuer mit einem großen Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Ausbildungsplätze, so eine Pressemitteilung, die immonews.IN, dem Nachrichtendienst für Immobilienpreise und Mieten in Ingolstadt und Region, vorliegt: Aktuell gibt es demnach noch 517 offene Ausbildungsplätze. Das sind über 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Diesem Angebot stehen nur 282 unversorgte Ausbildungsbewerber gegenüber, so die Statistik der Arbeitsagentur von Ende Juni.

In Ingolstadt kommen damit rein rechnerisch auf jeden unversorgten Bewerber fast zwei Lehrstellen. Schon jetzt ist damit absehbar, dass auch in diesem Jahr viele Lehrstellen unbesetzt bleiben werden. „Angesichts der immer größer werdenden Fachkräftelücke setzen unsere Ausbildungs- betriebe auf die Ausbildung von eigenem Nachwuchs. Auch heuer bieten sie viele Lehrstellen an, aber es gibt bei weitem nicht genug Bewerber“, sagt Franz Schabmüller, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Ingolstadt.

Viele Entwicklungen kommen im Ausbildungsstellenmarkt zum Tragen – die Zahl der Schulabgänger sinkt von Jahr zu Jahr und der Trend zur akademischen Ausbildung hält an, auch wenn im Durchschnitt rund ein Drittel aller Studienanfänger ihr Studium vorzeitig und ohne Abschluss beenden. Zusätzlich hat die Corona-Pandemie viele Maßnahmen zur Berufsorientierung wie Schnupperpraktika, Berufsinfotage oder Ausbildungsmessen torpediert.

Schabmüller gibt zu bedenken: „Ohne gut ausgebildeten Fachkräftenachwuchs gerät unsere Wirtschaft zunehmend in Gefahr, ins Leere zu laufen. Ziele wie Energiewende oder Klimaneutralität, die wir uns als Gesellschaft gesetzt haben, werden sich ohne Fachkräfte letztendlich nicht erreichen lassen.“ „Umso wichtiger ist es, dass alle unversorgten oder noch zögerlichen Schulabgänger jetzt ihre Chance ergreifen, um mit einer beruflichen Karriere im September durchzustarten“, so der Vorsitzende.

Die Statistik der Arbeitsagentur bezieht sich auf alle Bereiche des Ausbildungsstellenmarkts, der neben den Betrieben in Industrie, Handel und Dienstleistungen (IHK) auch das Handwerk, die freien Berufe und den öffentlichen Dienst umfasst. Die IHK für München und Oberbayern verzeichnete im ersten Halbjahr für den Regierungsbezirk Oberbayern 8.553 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, ein Plus von 2,3 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Sie steht für rund 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse und betreut in Ingolstadt rund 370 Ausbildungsbetriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistungen.

Für Unternehmen und Bewerber bieten die IHKs eine bundesweite Lehrstellenbörse unter www.ihk-lehrstellenboerse.de an.

Unter anderem 2019 beschäftigte sich das ZDF mit dem fehlenden Nachwuchs in den Betrieben. In der „ZDF.reportage: Dauerbaustelle Handwerk – Fachleute dringend gesucht” von David Gern wird die Situation mit vier Beispielen geschildert.

 

Foto: obs/ZDF/Alexander Preuss