Corona-Krise und der Wohnungsmarkt

GEWOS erwartet schwere und längerfristige Verwerfungen

Höchste Mietzuwächse in Regensburg, Fürth, Bamberg, Schweinfurt und Neu-Ulm
Höchste Mietzuwächse in Regensburg, Fürth, Bamberg, Schweinfurt und Neu-Ulm

Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise gehen Experten davon aus, dass der Wohnungsmarkt schwer und längerfristig betroffen sein wird. Eine erste Analyse.

immonews.IN, der Nachrichtendienst für Immobilienpreise und Mieten im Großraum Ingolstadt, zitiert aus einer Pressemitteilung von GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung. Demnach ist zu erwarten, dass Mietausfälle, Liquiditätsengpässe und die bilanziellen Folgewirkungen durch die Corona-Krise private und mittelständische Investoren und Wohnungshalter stärker treffen werden als die institutionellen Anleger.

Bereits in Folge der Finanzkrise sind die Wohnungsmärkte massiv eingebrochen. Eine Auswertung der Daten der Immobilienanalyse IMA, in der GEWOS das jährliche Transaktionsvolumen des Wohnungsmarktes misst, hat gezeigt, dass der Wohnungsmarkt 2008 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 12 Prozent sowohl der Kauffälle als auch des Umsatzvolumens zu verzeichnen hatte. Zwar setzte danach mittelfristig eine Markterholung ein, aber keineswegs schnell. Im Folgejahr 2009 wuchs der Wohnungsmarkt lediglich um 2 Prozent und lag damit immer noch 10 Prozent unter dem Marktvolumen von 2007. Erst im Verlauf des Jahres 2010 hatten die Kauffälle und Geldumsätze wieder das Niveau von vor der Krise erreicht.

Um auf Basis dieser Zahlen eine Prognose vorzunehmen, ist ein anderer Vergleich wichtig. Nach der Finanzkrise 2008 ging die Wirtschaftsleistung um mehr als 5 Prozent zurück. Übereinstimmend sagen die Ökonomen gegenwärtig einen Rückgang von mindestens 7 Prozent und in einem Worst-Case-Szenario von sogar bis zu 20 Prozent voraus, sollte der Shutdown des öffentlichen Lebens und weiter Teile der Wirtschaft andauern. Dementsprechend größer wären die Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt. Hinzu kommt, dass durch die Corona-Krise breitere Teile der Gesellschaft und der (Real-) Wirtschaft betroffen sind als es in der Finanzkrise der Fall war.

Zusätzlich bedingen sich die Einnahmeausfälle auf dem Wohnungsmarkt gegenseitig: Mietausfälle als Folge von Einnahmerückgängen von privaten (Kurzarbeit und Kündigungen) und gewerblichen Mietern führen zu Liquiditätsproblemen bei vielen Vermietern und belasten deren Kreditfähigkeit – ungeachtet aller Rettungspakete. In einem Wohnungsmarkt, in dem fast 60 Prozent aller vermieteten Wohnungen Privatpersonen gehören, die nicht hauptberuflich Immobilien vermieten, kann das – abhängig vom Grad der Kreditfinanzierung – zu gravierenden Verwerfungen führen. Vermieter, die ihre Kredite nicht mehr bedienen können, werden in Folge verkaufen (müssen). GEWOS erwartet deshalb, dass es eine starke Betroffenheit von Privatvermietern und kleineren Bestandshaltern von den Auswirkungen der Corona-Krise geben wird.

Als unabhängiges Beratungs- und Forschungsinstitut operiert GEWOS nach eigenen Angaben bereits seit über 50 Jahren erfolgreich auf dem deutschen Wohnungs- und Immobilienmarkt. Mit unseren Büros in Hamburg und Berlin sind wir im gesamten Bundesgebiet tätig.

 

Foto: iStock / Photobua