Finanzielle Ziele erreicht

Audi legt Bilanz 2019 vor und schließt Werke wegen der Corona-Pandemie

Das Audi Forum Ingolstadt
Das Audi Forum Ingolstadt

In schwierigem Umfeld hat die Audi AG 2019 ihre finanziellen Ziele erreicht. Der Hersteller stoppt jetzt allerdings die Produktion in Ingolstadt, Neckarsulm, Belgien, Mexiko und Ungarn.

immonews.IN, der Nachrichtendienst für Immobilienpreise und Mieten im Großraum Ingolstadt, zitiert aus einer Pressemitteilung von Audi: Der Hersteller steuerte demnach „stabil durch ein anspruchsvolles Geschäftsjahr 2019“. So wurde das WLTP-Lager gezielt abgebaut und in einem wettbewerbsintensiven Umfeld Auslieferungen der Marke Audi leicht über Vorjahr erzielt. Die Umsatzerlöse i.H.v. €55,7 Mrd. spiegeln die hohe Nachfrage nach SUV- und Oberklassemodellen wider. Das Operative Ergebnis und die Operative Umsatzrendite erreichen €4,5 Mrd. bzw. 8,1 Prozent. Dabei spielte der Audi Transformationsplan (ATP) im Einzeljahr 2019 €2,5 Mrd. ein. Die deutlich gestärkte Ausgaben- und Investitionsdisziplin spiegelt auch die verbesserte Kapitalrendite (12,7 Prozent) wider.

Im laufenden Jahr treibt Audi seine Elektrifizierungsoffensive mit zahlreichen elektrischen Modellen voran. Ebenso vertieft das Unternehmen die Synergien mit dem Volkswagen Konzern jetzt auch bei der Software-Entwicklung. Vor dem Hintergrund der Ausbreitung des Coronavirus und den unklaren Auswirkungen auf die Konjunktur blickt der Hersteller in ein Jahr 2020 mit großen Herausforderungen und legt seinen Fokus auf die Gesundheit der Beschäftigten weltweit sowie die Liquidität und Stabilität des Geschäfts.

Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus und zur Minimierung des Ansteckungsrisikos für Beschäftigte, Auftragnehmer und Gäste verzichtet der Audi-Konzern in diesem Jahr auf eine Präsenz-Jahrespressekonferenz. „Wir befinden uns in einer Ausnahmesituation, für die es keine bewährten Lösungen oder einfache Rezepte gibt. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Beschäftigten, Auftragnehmer und Gäste zu schützen und in diesem volatilen Umfeld die richtigen wirtschaftlichen Entscheidungen zu treffen,“ sagt Audi-CEO Bram Schot. Der Hersteller fährt die Werke in Ingolstadt, Neckarsulm, Belgien, Mexiko und Ungarn bis Ende der Woche kontrolliert herunter.

Im Hinblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2019 sagt Audi-Vorstandsvorsitzender Bram Schot: „Wir können zufrieden sein: Audi steht im Wettbewerb gut da. In einem sehr herausfordernden Umfeld haben wir uns auf unsere Stärken konzentriert und unser Geschäft stabilisiert. Unsere Operative Umsatzrendite lag in jedem Quartal 2019 über 7 Prozent und im Gesamtjahr in unserem Prognosekorridor.“ Dabei hat das Unternehmen das WLTP-Lager aus dem Vorjahr sukzessive abgebaut und die nächste Stufe seiner Produktoffensive erfolgreich in die Märkte eingeführt.

Die Auslieferungen der Kernmarke Audi gewannen insbesondere im vierten Quartal deutlich an Fahrt: In einem rückläufigen Gesamtmarkt beendeten die Vier Ringe das Jahr mit einem Auslieferungsplus von 1,8 Prozent (1.845.573 (2018: 1.812.485) Fahrzeuge). Sehr gut kamen dabei die Oberklasse- und SUV-Modelle bei den Kunden an, wie zum Beispiel der vollelektrische Audi e-tron und der neue Audi Q8.

Vor diesem Hintergrund lagen die Umsatzerlöse des Audi Konzerns bereinigt um die Effekte aus der Entkonsolidierung der Mehrmarken-Importeure im Jahr 2018 mit €55.680 (2018: 53.617*) Mio. über dem Vorjahresniveau. Die Kernmarke Audi steigerte ihre Umsatzerlöse dank starkem Produktmix auf €39.467 (2018: 37.259) Mio.

Das Operative Ergebnis erreichte €4.509 (2018: 3.529) Mio., wobei der Vorjahreswert von Sondereinflüssen aus der Dieselthematik i.H.v. €–1.176 Mio. belastet war. Die Operative Umsatzrendite lag bei 8,1 (2018: 6,6*) Prozent. Treiber waren der bessere Audi-Produktmix, das höhere Operative Ergebnis der Marke Lamborghini sowie erfolgreich umgesetzte ATP-Maßnahmen i.H.v. €2,5 Mrd. Das im Jahr 2018 implementierte Programm zur Ergebnisverbesserung soll bis 2022 insgesamt €15 Mrd. für Zukunftsinvestitionen freispielen. Seit Programmstart hat der ATP kumuliert bereits €4,4 Mrd. eingespielt. Schon heute sind für 80 Prozent des ATP-Ziels Maßnahmen identifiziert. Damit leistet der ATP einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Ergebnisqualität.

Das Finanzergebnis lag bei €713 (2018: 831) Mio. Dabei war der Vorjahreswert von einem Einmaleffekt aus einem Anteilsverkauf im Kontext unseres Chinageschäfts positiv beeinflusst. Mit €5.223 (2018: 4.361) Mio. fiel das Ergebnis vor Steuern um 19,8 Prozent höher aus.

Für ihren Einsatz im Jahr 2019 beteiligt Audi die Belegschaft am Ergebnis. Für eine Facharbeiterin bzw. einen Facharbeiter in den deutschen Werken beträgt die Audi Ergebnisbeteiligung 2019 €3.880 (2018: 3.630). In Audi-Tochtergesellschaften gibt es ebenfalls Regelungen zu Erfolgsbeteiligungen.

Mit einem Netto-Cashflow von €3.160 (2018: 2.080*) Mio., der sogar leicht über dem im Geschäftsbericht 2018 angegebenen Prognosekorridor liegt, bestätigt der Audi Konzern erneut seine hohe Selbstfinanzierungskraft.

Bei der Hauptversammlung 2019 hatte der Vorstand die neue strategische Ausrichtung von Audi umfassend dargelegt: Im Mittelpunkt der Strategie „konsequent Audi“ stehen der beschleunigte Elektrifizierungskurs und die konsequente Reduktion von CO2-Emissionen. So plant Audi bis 2025 rund 30 elektrische Modelle im Angebot zu haben. Der Anteil an produzierten sog. New Energy Vehicles soll von heute 3,5 Prozent auf rund 40 Prozent im Jahr 2025 ansteigen. Allein für die Elektrifizierung des Portfolios plant Audi Vorleistungen von rund €12 Mrd. bis 2024. Dabei macht der Audi Konzern keine Abstriche bei seinen Profitabilitätszielen: Audi bestätigt seinen Anspruch, mittelfristig eine Premiumrendite zwischen 9 und 11 Prozent und eine Kapitalrendite von mehr als 21 Prozent zu erreichen. Bei der Kapitalrendite hat Audi bereits nachgelegt: Die Kapitaleffizienz stieg im Geschäftsjahr 2019 auf 12,7 (2018: 10,4*) Prozent.

Für effiziente und wettbewerbsfähige Kostenstrukturen bündelt der Volkswagen Konzern sukzessive alle Aktivitäten der Softwareentwicklung rund um das Fahrzeug in der neugeschaffenen Konzerneinheit Car.Software-Organisation. Damit wird das bewährte Baukasten- und Plattformsystem nun in die digitale Welt übertragen. Künftig profitiert Audi auch bei der Software von wettbewerbsentscheidenden Konzernsynergien und von optimierten Softwarekosten je Fahrzeug. Ebenso erwartet der Audi Konzern Skalenvorteile aus der geplanten Kooperation des Volkswagen Konzerns und der Ford Motor Company zum Autonomen Fahren.

Vor diesem Hintergrund und weiteren Effizienzsteigerungen spannt der Audi Konzern seine strategischen Zielkorridore für die Quoten der Forschungs- und Entwicklungskosten sowie Sachinvestitionen auf jeweils 5,0 bis 6,0 Prozent an (Vorher: 6,5 bis 7,0 Prozent bzw. 5,5 bis 6,0 Prozent).

„Wir sind der einzige Premiumhersteller im Wettbewerb, der durch die Zusammenarbeit im Konzern Synergien in diesem Ausmaß zum Vorteil seiner Kunden nutzen kann.“ sagt Dr. Arno Antlitz, seit 1. März 2020 Audi-Vorstand für Finanz, China und Recht. „Um unsere ambitionierten Ziele zu erreichen, müssen wir Effizienzpotenziale konsequent nutzen, die Kosten- und Investitionsdisziplin weiter steigern sowie durch fortgesetzte Investitionen in die Elektrifizierung und Digitalisierung unserer Fahrzeugflotte Raum für zukünftiges Wachstum schaffen.“ Mittel- und langfristig zahlt auch die Vereinbarung „Audi.Zukunft“ auf die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens ein: Neben einer Beschäftigungssicherung bis 2029 für die deutschen Standorte, soll die Vereinbarung über Laufzeit Einsparungen von rund €6 Mrd. erzielen.

Im Jahr 2020 präsentiert Audi erneut rund 20 Modelle und setzt dabei auch seinen Elektrifizierungskurs konsequent fort: Bis Ende des Jahres führt die Kernmarke Audi fünf vollelektrische Modelle in die Märkte ein und erhöht ihr PHEV-Angebot auf insgesamt 12 Modelle. In mehr als der Hälfte der Baureihen wird dann eine PHEV-Variante verfügbar sein. Damit bereitet sich der Audi Konzern auf eine hohe Wettbewerbsintensität und immer striktere CO2-Regulierung vor.

Die weltwirtschaftliche Lage im Kontext der Ausbreitung des Coronavirus, die unter anderem auch unsere Lieferketten, die Produktion unserer Fahrzeuge sowie deren Vermarktung massiv beeinflusst, hat sich sehr deutlich geändert. Dr. Arno Antlitz: „Die Auswirkungen der Ausbreitung des Coronavirus auf die Konjunktur und unser Geschäft sind ungewiss. Dadurch ist eine verlässliche Prognose für das Jahr 2020 derzeit nahezu unmöglich. Unser Fokus liegt auf unseren Beschäftigten weltweit und deren Familien. Audi wird seinen Beitrag leisten, die Auswirkungen für die Menschen in unserem Land und an unseren Audi-Standorten weltweit so gering wie möglich zu halten. Hierfür werden wir auch weiterhin alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen. Darüber hinaus ist es unsere Aufgabe, die Liquidität und somit Stabilität unseres Unternehmens zu sichern und trotz aller Einschränkungen unsere Kernprozesse, zum Beispiel in der technischen Entwicklung oder anderen Bereichen des Unternehmens zu stabilisieren.“

 

 

Foto: Audi AG