Wohnungsbedarf gedeckt?

Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zur Immobilienlage in Deutschland

Wohnungen dauerhaft für Haushalte mit niedrigerem Einkommen
Wohnungen dauerhaft für Haushalte mit niedrigerem Einkommen

Ingolstadt bewegt sich in einem „dynamischen Umfeld mit steigenden Studentenzahlen und deutlich zunehmender Beschäftigung“, so eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die sich mit dem Wohnungsbedarf in Deutschland beschäftigt.

In den deutschen Großstädten ist die Nachfrage nach Wohnraum riesig. Vielerorts sind die Mieten so hoch, dass sich manche das Stadtleben nicht mehr leisten können, in Berlin pochen Bürgerinitiativen sogar auf die Enteignung großer Immobilienunternehmen. immonews.IN, der Nachrichtendienst für Immobilienpreise und Mieten im Großraum Ingolstadt, dokumentiert eine Pressemitteilung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Eine neue IW-Studie zeigt demnach, wie groß der Bedarf tatsächlich ist: Zwischen 2016 bis 2018 wurden in den sieben größten Städten gerade einmal 71 Prozent der benötigten Wohnungen fertiggestellt. Hamburg, Düsseldorf und Frankfurt am Main erreichten Quoten von über 78 Prozent, Stuttgart und München kommen dagegen nur auf 56 und 67 Prozent. Um den Bedarf zu decken, müssten bundesweit bis 2020 rund 341.700 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, davon 62.800 in den sieben größten Städten.

Mehr Wohnungen gebaut, als tatsächlich benötigt

Allein in Berlin müssen bis 2030 jährlich rund 21.000 neue Wohnungen errichtet werden – aktuell baut die Hauptstadt nicht einmal 17.000. Ganz anders sieht es derweil auf dem Land aus: Während in den Ballungszentren ein regelrechter Kampf um Wohnraum tobt, wird in vielen strukturschwachen Landkreisen und Städten zu viel gebaut. In 69 der 401 kreisfreien Städte und Landkreise wurden in den vergangenen zwei Jahren über 50 Prozent mehr Wohnungen gebaut, als tatsächlich benötigt werden. Das lässt sich beispielsweise im bayrischen Landkreis Rhön-Grabfeld beobachten: Hier wurden viermal so viele Wohnungen gebaut als nötig wären. Die Folge dieses übermäßigen Baubooms: Leerstand.

Wie viel die Großstädte bauen, hat einen direkten Einfluss auf die Mieten. Die Mietpreissteigerungen in Hamburg, Frankfurt am Main und Düsseldorf zum Beispiel fallen schwächer aus als die in Berlin, München oder Köln. Auch die Gemeinden aus dem Umland könnten so gegen die steigenden Mieten vorgehen – wenn sie denn ausreichend bauen würden. „Der Bau von Wohnungen ist das beste Mittel gegen steigende Mieten“, sagt Studienautor und Immobilienexperte Ralph Henger. „Gelingt es nicht, in den nächsten Jahren den Bedarf zu befriedigen, wird das Problem in den folgenden Jahren noch größer werden.“

Ingolstadt in einem „dynamischen Umfeld“

Die Situation ist dabei in vielen Kreisen wiederum sehr unterschiedlich. Vor allem in den Landkreisen fern der Metropolen mit rückläufiger Bevölkerung und hohen Leerständen werden bereits heute zu viele Wohnungen neu errichtet. Abbildung 4-5zeigt, dass dieser Befund keine Randerscheinung darstellt. In fast der Hälfte der Kreise (186) wurden im Zeitraum 2016 bis 2018 ausreichend oder zu viele Wohnungen gebaut. In 69Kreisen wurden im gleichen Zeitraum mehr als 50 Prozent über den errechneten Bedarf zu viel errichtet.

Hiervon sind fünf in der Kategorie der kreisfreien Großstädte, wobei zu beachten ist, dass die Städte Cottbus, Remscheid und der Regionalverband Saarbrücken mit hohen Leerständen und Abwanderung andere Rahmenbedingungen als Ingolstadt und Würzburg aufweisen, die sich in einem dynamischen Umfeld mit steigenden Studentenzahlen und deutlich zunehmender Beschäftigung bewegen. Das Überangebot in den Landkreisen betrifft vor allem Ein-und Zweifamilienhäuser, die sehr häufig auf neuen Wohnbaugebieten entstehen. Wichtig ist es dort die Innenentwicklung zu stärken, sodass mehr Umbau statt Neubau stattfindet.

 

 

Foto: Pixabay/cegoh