Kaum Interesse am Smart Home

Mindshare-Studie: Deutsche wollen nicht digital wohnen

Fehlende Bekanntheit der Geräte bremst das Internet of Things
Fehlende Bekanntheit der Geräte bremst das Internet of Things

Das digital vernetzte Wohnen findet in Deutschland kaum Interesse. Die Kaufabsicht von Geräten für das Smart Home liegt im niedrigen Bereich, so eine aktuelle Studie.

Die Frankfurter Media-Agentur Mindshare hat sich jetzt intensiv mit dem digitalen wohnen auseinader gesetzt. In einer Pressemitteilung dazu heißt es: „Es gibt aktuell keine Anzeichen dafür, dass der Smart Home Markt in Deutschland kurzfristig an Wachstumsdynamik gewinnen wird.“ Die Kaufabsichten von internetgebundenen Geräten für den Haushalt liegen demnach für die nächsten zwölf Monate im unteren einstelligen Prozentbereich zwischen zwei und acht Prozent.

Neben den Klassikern Computer, Smartphone und Tablet kommen nur die Mediengeräte TV und Radio auf substantielle Konnektivitätsquoten. Laut Online Befragung liegt der Hauptgrund für die geringe Verbreitung und Nachfrage in der fehlenden Bekanntheit von Smart Home Geräten. Klaus Peter Scharpf, Managing Director Business Planning bei Mindshare: „Hier hat die Industrie noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten und muss jetzt mit gezielten Kommunikationsmaßnahmen den Verbrauchern die Vorteile der Konnektivität aufzeigen.“

Haushaltsgeräte bzw. –ausstattungen wie Heizung, Steckdosen, Überwachungskameras, Rollläden oder Kühlschränke sind laut Mindshare-Studie noch kaum an das Internet angeschlossen. Die Anschlussquote in den Haushalten variiert je nach Gerät von ein bis sieben Prozent. Selbst der 2016 mit großer Medienresonanz eingeführte Amazon Dash Button ist momentan nur in einem Prozent der Haushalte installiert. Dagegen zeigen Lautsprecher-Assistenten wie Amazon Echo mit acht Prozent bereits eine vergleichsweise hohe Verbreitung, obwohl sie erst seit wenigen Wochen offiziell in Deutschland verkauft werden.

Bei den Konsumenten überwiegt noch die Skepsis gegenüber Smart Home Geräten. Fast jeder Zweite befürchtet die steigende Abhängigkeit von der Technik. Weiterer Hauptkritikpunkt sind die hohen Kosten, die bei einer Komplettvernetzung des Haushalts sehr schnell vier- bis fünfstellige Beträge erreichen können. Ein weiteres Manko ist die immer noch in einigen Regionen fehlende, aber notwendige Breitbandversorgung und schließlich die allgemeine Sorge um die Privatsphäre.

Als zentrale Vorteile werden dagegen der höhere Komfort und die bessere Kontrolle gesehen, die mit Fernsteuerung und der Automatisierung einhergehen. Der allgemeine Spaß an der Technik spielt für ein Viertel der Verbraucher eine positive Rolle. Diese Technikaffinität ist ein typisches Merkmal der sogenannten Early Adopters. Diese nutzen innovative Produkte als Erste und setzen dadurch Trends. Die breite Masse geht dagegen deutlich nüchterner an technologische Themen heran und wägt Vor- und Nachteile rational gegeneinander ab.

Über die Studie

Zwischen dem 22. Februar und dem 5. März 2017 befragte Mindshare 1049 Internetnutzer im Alter von 18 bis 69 Jahren zum Thema Heimvernetzung. Die Stichprobe wurde quotiert nach Alter, Geschlecht und formaler Bildung. Die Studienreihe Purple Facts untersucht in regelmäßigen Abständen marketingrelevante Entwicklungen und Neuigkeiten. Die Studie steht unter https://www.mindshareworld.com/sites/default/files/Purple-Facts_2017-04_Smart-Home.pdf zum Download bereit.

Das Smart Home steht bereits seit einiger Zeit im Fokus der Industrie. Auf der International Consumer Electronics Show (CES) zum Jahresbeginn 2017 etwa präsentierte digitalSTROM, wie der humanoide Roboter Pepper zum Helfer im Haus wird. Dabei wird der etwa 1,20 Meter großen Roboter in die Plattform des Anbieters integriert, womit ein optimales Zusammenspiel von Geräten und Roboter ermöglicht werden soll. Die Interaktion zwischen Mensch und Roboter erfolgt dabei ganz natürlich – wie zwischen Menschen – über Sprache und Gestik, verspricht der Hersteller. Der formulierte Wunsch nach einem Kaffee beispielsweise genügt, und Pepper beginnt mit der Zubereitung des Kaffees. Aber auch Geräte im Haus nutzen den Roboter und erweitern so ihre Funktionalität. Die Kaffeemaschine kann ihn bspw. bitten, ein Foto der Maschine zu machen, um zu analysieren, ob eine bzw. welche Tasse unter dem Kaffeeauslauf steht.

Allerdings wächst mit dem Internet of Things auch die Bedrohung in den eigenen vier Wänden: Kriminelle Angriffe auf die Kontrollsysteme des Smart Home sind ein großes Hindernis für eine breite Markteinführung der neuen Technologien.
Foto: obs/digitalSTROM

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