Wasserrückstau beim Wolkenbruch

Wirksame Schutzmaßnahmen bei überfordertem Kanalsystem

Immer häufiger tritt in Deutschland starker Regen auf
Immer häufiger tritt in Deutschland starker Regen auf

Extremer Regen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Was bietet Schutz, wenn das Kanalsystem überfordert ist und Wasserrückstau droht?

Die Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) weisen nun in einer Information darauf hin, dass Starkregenereignisse in den vergangenen Jahren zugenommen haben. „Das Kanalnetz ist nicht darauf ausgerichtet, jeden Starkregen oder Wolkenbruch vollständig aufzunehmen“, warnen die INKB. Und: „Bei starken Regenfällen wird ein Einstau der öffentlichen Kanalisation bewusst in Kauf genommen. Die Kanalisation dient hier als Stauraum.“ Bei diesem kurzfristigen Einstau des Kanalnetzes muss auch damit gerechnet werden, dass sich das Abwasser bis in den privaten Keller zurückstauen kann. Verstopfungen oder Ablagerungen im Kanal, Rohrbruch oder der Ausfall eines Pumpwerkes können ebenfalls einen solchen Rückstau verursachen.

Das eigene Haus schützen

Die Ingolstädter Kommunalbetriebe (INKB) empfehlen daher jedem Hausbesitzer, gezielte Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Denn der Immobilieneigentümer ist verpflichtet, sich eigenständig um den Schutz zu kümmern. Bei fehlender Rückstausicherung besteht in den meisten Fällen zudem auch über die Wohngebäudeversicherung kein Versicherungsschutz. Da das Abwasser bei starken Kanalbelastungen bis auf Höhe der Straßenoberkante, die sogenannte Rückstauebene, ansteigen kann, müssen alle Abflussstellen im Haus, die unterhalb der Rückstauebene sind, zwingend gegen Rückstau abgesichert werden. Auch durch Lichtschächte, Kellerfenster oder Kellerabgänge kann Wasser – in diesen Fällen oberirdisch – in das Haus eindringen. Die Gebäudeöffnungen sollten deshalb mit Schutzelementen gesichert und Kellerlichtschächte mit einer Umrandung versehen sein. Wenn das private Grundstück tiefer liegt als die Straßenoberfläche, sollten zur Straße hin ebenfalls schützende Maßnahmen getroffen werden. Um eine dauerhafte Funktionstüchtigkeit des Rückstauschutzes zu gewährleisten, sollten die Anlagen regelmäßig und mindestens einmal im Jahr gewartet und gereinigt werden.

Die öffentliche Kanalisation

Die Kanäle werden so geplant, dass ein Starkregen, wie er statistisch einmal alle drei bis fünf Jahre vorkommen könnte, gefahrlos aufnehmen kann. Damit dies gewährleistet ist, kümmern sich die INKB permanent um das Ingolstädter Kanalnetz. So nehmen sie Anpassungen im Netz vor, die etwa aufgrund von neuen Baugebieten oder auch aufgrund der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung notwendig werden. Das Konzept dazu entwickeln die Kommunalbetriebe im Generalentwässerungsplan für Ingolstadt immer 20 Jahre im Voraus. Die Kanäle werden regelmäßig auf Schäden untersucht und defekte Kanäle saniert. Im Zuge der Fremdwasserbeseitigung werden zudem die öffentlichen und auch die privaten Kanalanschlüsse systematisch auf Undichtigkeiten überwacht. Als „Fremdwasser“ bezeichnet man Wasser, das ungewollt über die Kanalisation abfließt, wie zum Beispiel eindringendes Grundwasser.

15 Millionen Euro für langfristige Sicherung

Für diese Maßnahmen investieren die INKB allein 2017 circa 15 Millionen, wie man derzeit auch an zahlreichen Baustellen in Ingolstadt sehen kann. Diese sind im Alltag zwar oft lästig, nutzen jedoch jedem Ingolstädter durch eine langfristige und nachhaltige Sicherung der Abwasserentsorgung. Durch eine vorausschauende Sanierung müssen zudem nicht plötzlich zahlreiche Kanäle saniert und damit die Gebühren extrem erhöht werden. Die Ableitung des Regenwassers ist für ein Kanalsystem die größte Herausforderung. Zum einen fallen hier größere Wassermengen an als beim Schmutzwasser, und das noch zeitlich begrenzt. Zum anderen muss Regenwasser nicht der Kläranlage zur Reinigung zugeführt werden. Es kann in einen Vorfluter wie einen Bach eingeleitet oder versickert werden. Die Kommunalbetriebe bauen daher, wo es möglich ist, eine Trennkanalisation. Hier wird das Regenwasser getrennt vom Schmutzwasser abgeleitet. Zudem fördern sie die Versickerung auch im privaten Bereich durch Gebühreneinsparungen bei der Niederschlagswassergebühr. Ein funktionstüchtiges Kanalsystem in Verbindung mit einem wirksamen Schutz des Gebäudes vor Rückstau und oberflächlich abfließendem Wasser hilft am besten, einen Starkregen zu überstehen.

Weitere Informationen zum Rückstauschutz gibt es im Internet unter www.in-kb.de/rueckstau. In Kürze informiert zudem ein Film über die Grundlagen und wirksame Schutzmaßnahmen gegen Rückstau und Starkregen. Für die persönliche Beratung stehen die Ingolstädter Kommunalbetriebe auch jederzeit telefonisch unter (08 41) 305-3501 zur Verfügung.

CosmosDirekt erklärt, welche Versicherung bei Folgen von Gewittern in den eigenen vier Wänden hilft.

– Überschwemmungen von Keller oder Grundstück durch Starkregen gelten als Elementarschäden; diese sollten als Sonderleistung inder Wohngebäudeversicherung abgeschlossen werden. Auch Erdbeben,Erdsenkung und Erdrutsch, Rückstau, Schneedruck und Lawinen sind dann abgedeckt.

– Damit Haus- und Wohneigentümer vor Leitungswasserschäden, Blitzschlag, Brand, Sturm und Hagel geschützt sind, ist eine Wohngebäudeversicherung ratsam. Sie kommt bei Schäden auf, wenn etwa ein Sturm das Dach abdeckt. Durch eine Elementarversicherung im Vertrag sind auch Schäden durch Starkregen abgesichert. In der Wohngebäudeversicherung können zusätzlich Gartenhäuser, Garagen, Carports und Photovoltaikanlagen mitversichert werden.

– Die Wohngebäudeversicherung kommt ebenfalls auf, wenn Regenwasser etwa durch das Dach ins Haus eindringt und Gebäudebestandteile beschädigt. Voraussetzung ist, dass es sich um Einbauten handelt, die fest mit dem Haus verbunden sind, wie zum Beispiel der Parkettboden im Wohnzimmer.

– Werden durch das Wasser bewegliche Einrichtungsgegenstände wie beispielsweise ein Sofa beschädigt, greift die Hausratversicherung.

– 25 Millimeter Wasser pro Quadratmeter in nur einer Stunde – sind solche Niederschlagsmengen zu erwarten, gibt der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung heraus. “Bei drohendem Starkregen sollten Haus- und Wohnungseigentümer Fenster und Lichtschächte unbedingt schließen”, rät Sandra Kniesigk, Versicherungsexpertin von CosmosDirekt.

– Bei Schäden am Eigenheim sollte ein Fachmann ans Werk. “Wenn Hausbesitzer ihre Versicherung unverzüglich informieren, kann der Schaden schneller reguliert werden”, sagt die Expertin.

 

 

Foto: obs / Provinzial Rheinland Versicherungen / Olaf Staschik

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*